Putins Krieg will vollenden, was Nazideutschland angefangen hat

Auf der Demonstration auf dem Friedensplatz am Freitag sagte eine Rednerin,
ihr Opa sei im Krieg geboren, sie hoffe, er würde nun nicht im Krieg gehen müssen. 

Mir ist klar geworden:
Da sind Menschen, die wurden geboren, als Deutschland von 81 Jahren Kiew angegriffen und besetzt hat, die möglicherweise jetzt gerade durch russischen Beschuss sterben. So vollendet Putin, was Hitler angefangen hat. Begleitet von höhnischem Antisemitismus: Er wolle die Ukraine „entnazifizieren“ hat Putin gesagt. Der so als Nazi beschimpfte ukrainische Präsident ist Jude. Wir werden die Gewaltgeschichte nicht los, unsere nicht,
und nicht die der Menschen- und Gottesverächter. 

Haltestelle für den Frieden

Ab Montag, dem 28.02. finden wieder, wie gewohnt um 18 Uhr, vor dem (nun ehemaligen) REAL in Dortmund Eving ökumenische Friedensgebete in Form der Haltestelle statt, die nun zur Haltestelle für den Frieden wird. Alle sind eingeladen, wenn auch unter Beachtung von coronabedingten Abstandsregeln, hier miteinander ein Zeichen zu setzen, Glauben zu bekennen, für Gerechtigkeit und Frieden zu beten und einzutreten.
Wir können und werden nicht schweigen oder vor Schreck erstarren, sondern aufstehen gegen Krieg, Unrecht, Gewalt und Hass. Denn Krieg soll um Gottes Willen nicht sein!
Friedrich Reiffen, Claudia Schmidt, Uwe Wippich

Artikel der Ruhr-Nachrichten vom 26.02.22 – zum Vergrößern klicken

Des bösen Feindes List

Es ist ein ungeheuerlicher Akt der Aggression, lange vorbereitet und nun durchgeführt durch den russischen Präsidenten Putin, die Volksvertretung Russlands und das Militär.

Da sind sie wieder, die Markierungen, mit denen wir versuchen der Machthaber und ihrer Taktiken Herr zu werden, ohne gleich auf Heere zu setzen. Wie es sich zeigt, ist das nicht so einfach, denn es kann ja selbst der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt – nur, dass zur Nachbarschaft immer mindestens zwei gehören und in unserer Zeit die ganze halbe Welt nicht weit weg ist.

Die bösen Feinde sind selbstverständlich immer die anderen, die nun – wie schon lange geübte Praxis in der Menschheitsgeschichte – von Putin zunächst entmenschlicht, markiert und adjektiviert werden, weil es ja angeblich um die großen Dinge wie Identitäten und Sicherheit und die Geschichte selbst geht. Da diese bekanntlich oder angeblich von Siegern geschrieben wird, bleibt einem ja quasi nichts anderes übrig, als sich jemanden zum Besiegen zu suchen.

Verstehen müssen wir, ja, was geschieht und warum.
Verständnis aber müssen wir deshalb aber nicht aufbringen.
Denn wer zum Schwert greift wird dadurch umkommen.
Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass es diesmal anders sein könnte.

… dass des bösen Feindes List mein nicht mächtig worden ist, so lautet der vollständige Satz aus diesem Morgenlied mit dem Titel: Gott des Himmels und der Erden.
Es singt von der Bewahrung und davon, sich an den zu wenden, der die Dinge wenden kann. Das bedeutet jedoch nicht, die Hände in den Schoß zu legen.
Es bedeutet, die Maßstäbe zu verschieben, um überhaupt klug handeln zu können.
Sich nicht selbstgerecht oder selbstgefällig zu verhalten.

Denn dass des Feindes List, wie böse er auch sein oder darstellen mag,
oder für wie gut und mächtig er sich auch immer hält,
meiner nicht mächtig wird,
fängt schon in meiner Gefühlswelt an, in den Worten die ich suche und finde.

Denn das gehört ja zu den Zielen des Diabolos, wie er in der Bibel genannt wird,
des Durcheinanderbringers.
Dass er sich meiner bemächtigt, auf jede nur erdenkliche Weise.
Was immer nun getan werden muss, muss darum davon absehen
– und trotzdem getan werden. Der Tyrannei und dem Krieg gilt es entgegen zu treten,
und auch entgegen zu beten. Denn wir verkündigen Christus, den Gekreuzigten.

Nächste Woche soll es Krieg geben

Nächste Woche soll es Krieg geben.
In der Sprache ist er schon ausgebrochen,
In den Nachrichten schon zu hören,
In den Bildern schon zu sehen.

Nächste Woche soll es Krieg geben.
Wer will ihn uns geben, den Krieg?
Dein Wille geschehe, im Himmel und auf Erden, so beten wir zu Gott, dem Vater

Wer will ihn uns geben, den Krieg?
Unser tägliches Brot gib uns heute, so beten wir zu Gott, dem Vater.

Alle diplomatischen Bemühungen scheinen vergebens
und vergib uns wie auch wir vergeben, so beten wir zu Gott, dem Vater.

Stattdessen gibt es eine hybride Kriegsführung:
Und führe uns nicht in Versuchung, so beten wir zu Gott, dem Vater.

Es gehe um Sicherheit und Freiheit,
und befreie uns von dem Bösen, so beten wir zu Gott, dem Vater

angesichts der bösen Feinde
und befreie uns von dem Bösen, so beten wir zu Gott, dem Vater

soll die Herrschaft verteidigt, die Macht bewiesen, der Ruhm geerntet werden
denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, so beten wir, zu Gott, dem Vater

Nächste Woche soll es Krieg geben.
Aber will wollen ihn nicht haben,
nicht für uns und nicht für andere.

Soll es denn nächste Woche Krieg geben?
Unser Vater, dessen Namen geheiligt sei:
Lass kommen dein Reich der Liebe, des Friedens und der Gerechtigkeit. Amen.

Stürmische Zeiten

Wir sitzen alle in einem Boot,
schaukelnd auf dem „brausenden Meer der Zeit“,
über das uns sonst stets die Adlermutter trug.

Umgeben von abgebrochenen Eisbergen
zwischen Eiszeit und Heißzeit
lösen wir das Problem der Erderwärmung nicht
indem wir einfach nur
immer kälter miteinander umgehen;
lösen die Klimakrise nicht
mit Schnee- oder anderen Kanonen
und auch nicht dadurch,
dass wir mit Winterspielen Winter spielen. 

Aussteigen, ohne unterzugehen,
und andre mitzuziehen,
das ist die Kunst der Stunde.
Doch gelingt uns dieses Kunststück nur,
wenn einer uns entgegenkommt,
dem wir volles Vertrauen schenken,
auf den wir uns verlassen können.

Ob wir es wagen wollen, auszusteigen
aus dem schwankenden Boot unserer Un-Sicherheiten?
Um uns den Elementen zu stellen,
indem wir uns in die Elemente stellen,
weil Er der Herr der Elemente ist?

Wir sitzen gar nicht alle in einem Boot.
Manche sind längst ausgestiegen
und gehen übers tobende Meer,
als würden sie gehalten.

Christvesper 2021

Nach vielen Planungen, Aktualisierungen, neuen Überlegungen
feiern wir in diesem Jahr am 24.12. um 16 Uhr die Christvesper in der Auferstehungskirche.
Für diesen Gottesdienst ist 3G sowie eine Anmeldung an unsere Mailadresse hallo@efg-eving.de erforderlich, damit wir entsprechend planen können.
Für alle, die nicht kommen können oder wollen, gibt es die Christvesper im Livestream über Zoom. Weitere Informationen dazu gibt es hier.

Immer noch mitten in der Wüste

Mitten in der Wüste des coronäischen Winters
samt Fata-Morgana einer so genannten Weihnachtsstadt,
ausgestattet mit dem hoffnungsvollen Vorrat einer Booster-Impfung,
und einer glühweinseligen Wegzehrung
aus Mandarinen, Schokonikoläusen, Lebkuchenherzen und Bratwurstduft,
beladen mit Geschenken, unter deren Last
uns die Zeit wie Sand zwischen den Zehen zerrinnt,
unter dem blinkenden Lichterhimmel kalter, dunkler Nächte,
und beim Versuch, zwischen all den Locksternen den einen zu finden,
der uns zum Ziel führt, das wir noch nicht kennen:

Steht da wieder der im Kamelhaarmantel,
bietet uns noch einmal von den Heuschrecken an
samt dem wildem Honig –
na gut, das mit dem Honig würden wir probieren –
und sagt:
„In der Wüste bereitet dem Herrn den Weg
und unserm Gott eine Straße durch die Steppe.“ 

„Wie jetzt!“, sagen wir, „meinst du denn nicht,
wir hätten schon längst genug der Straßen allüberall und überhaupt:
Wie sollen wir in der Wüste Wege bahnen, und noch dazu für Gott,
von dem wir doch hoffen, das er – wie einst – vorangeht. Als Wolkenfeuersäule.
Und übrigens: Die Bibel zitieren können wir selber.“

Mitten in der Wüste

Mitten in der Wüste des coronäischen Winters
samt Fata-Morgana einer so genannten Weihnachtsstadt,
ausgestattet mit dem hoffnungsvollen Vorrat einer Booster-Impfung,
und einer glühweinseligen Wegzehrung
aus Mandarinen, Schokonikoläusen, Lebkuchenherzen und Bratwurstduft,
beladen mit Geschenken, unter deren Last
uns die Zeit wie Sand zwischen den Zehen zerrinnt,
unter dem blinkenden Lichterhimmel kalter, dunkler Nächte,
und beim Versuch, zwischen all den Locksternen den einen zu finden,
der uns zum Ziel führt, das wir noch nicht kennen:

Steht da einer im Kamelhaarmantel,
bietet uns ein paar geröstete Heuschrecken an
samt etwas wildem Honig –
doch wir zweifeln am zarten Schmelz und lehnen mutig dankend ab.
„Kehrt um!“, sagt der Kerl – 

„Wie jetzt!“, sagen wir, „du meinst doch wohl nicht,
den ganzen Weg zurück, mit all dem Zeug,
dass uns trösten soll in der Wüstenzeit,
die wir uns ja nun auch nicht selber ausgesucht haben.

Und überhaupt: wohin sollen wir umkehren?“
Fragen wir und denken an die goldenen Zeiten vor Corona und dem Klimawandel – samt ihren Fleischtöpfen. … Nun, vielleicht hat er ja recht. 

„Kehrt um!“, sagt der Kerl, noch einmal:
„Denn das Himmelreich sei nahe herbeigekommen
und die Axt an die Wurzel gelegt.“

„Welche Axt?“ fragen wir. 

Solidarität mit der Selimiye Moschee in Eving

Es gibt Menschen und Ideologien, die beziehen ihre Energie und Befriedigung da heraus, andere Menschen herabzuwürdigen, herabzusetzen, zu beleidigen und zu verachten.
Dass sich in Dortmund Eving ein Niemand toll fühlt, weil er unserer muslimischen Nachbargemeinde einen Schweinekopf ans Tor gehängt hat, ist so ein Fall. Es ist tatsächlich ein kompletter Weg-Fall von Würde und Respekt. Doch, um es in Begriffen zu sagen, die vielleicht für diesen Niemand eine Rolle spielen: Kein Respekt – keine Ehre!

Die Feigheit dieser Tat besteht ja schon darin, dass die einzige Idee, einer hilflosen Gefühlswelt und einer verwirrten Gedankenwelt Herr zu werden, darin besteht, andere herabzusetzen und zu beleidigen oder in ihren Gefühlen und Überzeugungen zu verletzen.
Darum wird einmal mehr deutlich, dass es für diese Menschen keinen Raum in unserer auf ein Miteinander angewiesenen Gesellschaft geben darf. Menschenverachtung ist keine Haltung, sie darf niemals (wieder!) zur politischen Kraft werden.

Als Evangelische Freikirche stehen wir für Religionsfreiheit, Toleranz und Dialog und setzen uns ein gegen Hass, Gewalt und Rassismus. Wir erklären ausdrücklich unsere Solidarität mit der Selimiye Moschee und allen Glaubenden, die sich dort versammeln.

 

Exerzitien in coronäischen Zeiten

„In coronäischen Zeiten sind wir dem nah, was Advent tatsächlich ist“:
habe ich vor einem Jahr geschrieben. Nun, zwei Jahre nach Ausbruch der Pandemie, finden wir uns erneut in einem coronäischen Advent wieder.
Was also ist geworden,
aus der Sehnsucht, dem Trost, der Erwartung und vor allem:
der Zuversicht?
Darum gibt es in diesem Jahr ein neues Exerzitienprogramm zum coronäsichen AdventNicht einfach eine Wiederholung, weil sich die die Situation wiederholt,
sondern etwas Neues, um dem Gefühl der Entmutigung zu begegnen
und neu aufzuleben.