Immer noch mitten in der Wüste

Mitten in der Wüste des coronäischen Winters
samt Fata-Morgana einer so genannten Weihnachtsstadt,
ausgestattet mit dem hoffnungsvollen Vorrat einer Booster-Impfung,
und einer glühweinseligen Wegzehrung
aus Mandarinen, Schokonikoläusen, Lebkuchenherzen und Bratwurstduft,
beladen mit Geschenken, unter deren Last
uns die Zeit wie Sand zwischen den Zehen zerrinnt,
unter dem blinkenden Lichterhimmel kalter, dunkler Nächte,
und beim Versuch, zwischen all den Locksternen den einen zu finden,
der uns zum Ziel führt, das wir noch nicht kennen:

Steht da wieder der im Kamelhaarmantel,
bietet uns noch einmal von den Heuschrecken an
samt dem wildem Honig –
na gut, das mit dem Honig würden wir probieren –
und sagt:
„In der Wüste bereitet dem Herrn den Weg
und unserm Gott eine Straße durch die Steppe.“ 

„Wie jetzt!“, sagen wir, „meinst du denn nicht,
wir hätten schon längst genug der Straßen allüberall und überhaupt:
Wie sollen wir in der Wüste Wege bahnen, und noch dazu für Gott,
von dem wir doch hoffen, das er – wie einst – vorangeht. Als Wolkenfeuersäule.
Und übrigens: Die Bibel zitieren können wir selber.“