Mitten in der Wüste

Mitten in der Wüste des coronäischen Winters
samt Fata-Morgana einer so genannten Weihnachtsstadt,
ausgestattet mit dem hoffnungsvollen Vorrat einer Booster-Impfung,
und einer glühweinseligen Wegzehrung
aus Mandarinen, Schokonikoläusen, Lebkuchenherzen und Bratwurstduft,
beladen mit Geschenken, unter deren Last
uns die Zeit wie Sand zwischen den Zehen zerrinnt,
unter dem blinkenden Lichterhimmel kalter, dunkler Nächte,
und beim Versuch, zwischen all den Locksternen den einen zu finden,
der uns zum Ziel führt, das wir noch nicht kennen:

Steht da einer im Kamelhaarmantel,
bietet uns ein paar geröstete Heuschrecken an
samt etwas wildem Honig –
doch wir zweifeln am zarten Schmelz und lehnen mutig dankend ab.
„Kehrt um!“, sagt der Kerl – 

„Wie jetzt!“, sagen wir, „du meinst doch wohl nicht,
den ganzen Weg zurück, mit all dem Zeug,
dass uns trösten soll in der Wüstenzeit,
die wir uns ja nun auch nicht selber ausgesucht haben.

Und überhaupt: wohin sollen wir umkehren?“
Fragen wir und denken an die goldenen Zeiten vor Corona und dem Klimawandel – samt ihren Fleischtöpfen. … Nun, vielleicht hat er ja recht. 

„Kehrt um!“, sagt der Kerl, noch einmal:
„Denn das Himmelreich sei nahe herbeigekommen
und die Axt an die Wurzel gelegt.“

„Welche Axt?“ fragen wir.