Das Ende der Bündnisse

Gott spricht: Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken;
der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. (Gen 9, 13)

Doch,
Wer will schon
einen Bund zwischen Himmel und Erde, ich bitte Euch,
samt einem Bogen in den Wolken womöglich,
außer, wenn da ein Topf Gold an einem Ende vergraben ist.

Die Zeit der Bündnisse geht zu Ende, so scheint es.Destabilisierung ist, was die Politik vom Terrorismus gelernt hat.
In Europa und anderswo in der Welt sind Nationalismus und Egoismus wieder hoffähige und gängige Mittel der Politik. Destabilisierung war und ist das Ziel derjenigen Mächte und Politiker, die ansonsten nicht viel zu bieten haben.
Da setzt man lieber auf große Worte und Symbole – und die Schwäche der anderen.
Wir erleben das in erschreckender Weise beim bevorstehenden Brexit,
leider bei weitem nicht das einzige Beispiel.

Vielleicht sind viele Menschen skeptisch geworden,
weil die Interessen der anderen den eigenen fern sein mögen,
weil es überall Profiteure gibt und es manchmal schwer ist,
hinter all dem Lobbyismus und der Macht von Beratungsunternehmen
oder den Behauptungen, jeweils das Beste zu wollen,
noch Verantwortung wahrzunehmen.

Was ist es, dass wir uns in einem solchen Maße auseinander dividieren,
stets um das eigene besorgt, stets gefühlt bedroht, über den Tisch gezogen, übervorteilt, hintergangen, verraten zu werden? Die Bösen! Wir Opfer!
Ob von Migration oder EU-Verordnungen oder was auch immer.
Ist eigentlich auch egal.

Leider lässt diese Haltung diejenigen, die den Verhältnissen von Macht und Gewalt,
von Ungerechtigkeit und Ausbeutung zum Opfer fallen, zunehmend außer Acht.
Und leider lässt die als Meinung übertünchte Befindlichkeit oder Propaganda auch jede wirkliche und vor allem wirksame Kritik an bestehenden Verhältnissen, ob lokal oder global, in den Hintergrund treten oder gar nicht mehr zu.
So werden die Ausgrenzer stark gemacht, nicht die Ausgegrenzten!

Eine kritische Distanz und klare Worte sind und bleiben daher erforderlich,
Haltestellen für Toleranz, Vielfalt und Demokratie,
Haltestellen für Gerechtigkeit und Frieden.

Wir müssen Bögen schlagen, zwischen der Geschichte und dem Jetzt, zwischen den Opfern und der Zusage: Nie wieder!, zwischen dem, was vernichtend oder verletzend trennt und dem was versöhnt, zwischen der Schuld und der Vergebung und der Einsicht. Wir müssen Bögen schlagen zwischen dem Fernen und dem Nahen, dem Fremden und dem Vertrauten, dem Heimlichen und dem Offenen, dem Unheimlichen und dem Tröstenden, der Krankheit und der Fürsorge, dem Elend und der Barmherzigkeit.

All diese Bögen sollen Bögen des Friedens sein, entwaffnend, nicht Waffen.

In Jesus Christus ist ein Bündnis begründet, das Gott mit uns Menschen schließt.
Ein Bund, der uns eine neue Verbundenheit ermöglicht, die auf Versöhnung setzt
– auch mit der eigenen Geschichte und dem eigenen Leben.