Gott gibt uns Atem

„Gott gibt uns Atem“, so lautete das Motto eines Konzerts des Ökumenischen Bläserkreises Huckarde am Mittwoch, dem 14.11. in der Auferstehungskirche. Klar, dass man für Blasinstrumente Atem und Atemtechnik braucht. Insofern hätte das Motto durchaus einen hoffnungsvoll selbstironischen Klang haben können. Tatsächlich aber war es in der Auswahl der Stücke und dem Sound der Bläser, ebenso wie in der Ergänzung durch Gesang, ein Klangerlebnis, das die Hörer*innen die Luft anhalten, tief ausatmen und ebenso tief einatmen ließ:
Eine Belebung der Sinne und der Herzen, Trost und Ermutigung, Genuss und Meditation, Erinnerung und Mahnung gleichermaßen. 

Was uns durchströmt und uns belebt, vielleicht könnte man sogar sagen: beseelt, haben Menschen mit offenen Sinnen immer schon als Gabe erfahren. Nicht reduzierbar auf Physiologie und damit die körperliche Dimension des Luftaustausches, geht es um mehr als eine bloße Grundfunktion des Lebens. Das, was Leben ermöglicht und wofür Atemhunger und Atemnot stehen mögen – als Asthmatiker weiß ich, was das bedeutet – ist eine Ruhe und eine Freiheit, die alles andere trägt, die die Grundlage ist für alles, was Sinn machen kann und darf im Leben.
Nicht zu verwechseln mit dem Adrenalinkick, mit Endorphintriggern oder einem Rausch, auf welche Art auch immer er zur Wirkung kommen mag.

Dass Gott uns Atem gab, dieses durchaus singbare und damit Atem ge- und verbrauchende Grundbekenntnis dazu, aus den gegebenen Möglichkeiten wiederum selber zu geben statt nur zu nehmen, aus der Gabe etwas zu machen, verlegt die Verantwortung für lebenserhaltende Maßnahmen auf das Diesseits des Notfalls, der Intensivstation oder der Intervention per Defibrillator oder Herz-Lungen-Massage. 

Dass Gott und Atem gibt, diese in der Begabung der Musiker und der Gabe der Musik gegebene Zusage, war und ist – zumal in diesem Monat – eine Ermutigung, für die wir dankbar sind.