Es ist Zeit!

Wie immer sagt der Herrscher,
– begabt oder nicht –
was die Stunde geschlagen hat:

Alle Menschen sollen jetzt datentechnisch erfasst werden,
sicherheitshalber, und
damit alle,
je nach Begabung,
pünktlich ihre Steuern zahlen. 

Ausgenommen die in den Oasen.
Denn da wohnt ja keiner
– nur Briefkästen.

Darum soll sich jeder
in seinem Heimatort in der Datenbank registrieren lassen.
Denn online hat’s keinen Zweck,
weil die Server sind überlastet
oder es gibt eh kein Netz.

Auf diese Weise
– so die Initiative des Fremdenverkehrsgewerbes – ,
könne außerdem zugleich die Verkehrsinfrastruktur getestet werden,
mit Maut und allem.
Mobilität sei schließlich das Gebot,
davon ist ja wohl auszugehen,
heutzutage.

Und alle braven Bürger,
– ihr habt doch nichts zu verbergen, oder? –
stehen im Stau,
oder versuchen vergeblich ein Bahnticket zu buchen.
Und alle Migranten gehen
zurück in ihre Heimat, dorthin, wo sie herkommen,
um zu sehen, ob dort der Pfeffer wächst,
– in Madagaskar,
oder überhaupt noch irgendetwas
– in Aleppo… .
Eben dorthin, wo die Familientradition ihre Wurzeln hat:
ob Ostpreußen,
oder Oberhausen,
oder Brothausen
(Bethlehem, auf Hebräisch).

Blöd, findet Josef:
Ausgerechnet in der Weihnachtszeit
Verdienstausfall für Handwerker!
Wovon sollen denn, bitteschön, die Steuern gezahlt werden,
die da gezahlt werden sollen?
Wir sehen, es war garantiert keine Initiative der Industrie- und Handelskammer,
die dahinter steckt.

Außerdem steckt Maria
in noch ganz anderen Umständen,
die das Ganze ganz schön umständlich machen.

Für die Schwangerschaftsgymnastik sorgen zwar der Kleinwagen,
– zum Glück kein Euro 5 Diesel –
und der schlechte Zustand der Straßen,
– da seht ihr mal, wie sinnvoll das mit den Steuern ist –
aber wehe du vergisst die Krankenkassenkarte
– und finde mal schnell eine Hebamme unterwegs.

Trotzdem ist sie
in guter Hoffnung.
Es werde ein Junge werden,
so die Ansage
beim engelischen Ultra-Schall:
Das Echo der Verheißungen,
es hat Kontur bekommen.

Nun ist das einzige Hotel im kleinen Ort längst überbucht,
bei booking.com ist gerade mal wieder
das letzte Zimmer…

Bleibt nur die Besenkammer
samt Wäschewagen
für das neugeborene Kind,
das Josef bei dieser Gelegenheit
gleich morgen
ebenfalls ins Melderegister eintragen lassen kann und muss:
Sicherheitshalber und der Steuern wegen.

Name? – Jesus
…wer hat den denn ausgesucht?
Wohnort? – Nazareth in Galiläa
…ach? Was wird denn aus Nazareth schon Gutes…

Nun stand die Putzkolonne der Zeitarbeitsfirma,
in die das Hotel seine Hotelreinigung outgesourced hatte,
wie bestellt und nicht abgeholt,
auf dem Park&Ride-Parkplatz,
als sie plötzlich
in grelles Scheinwerferlicht getaucht wurden.

Sie erschraken fast zu Tode,
aber der Fernbusfahrer
stieg aus uns sagte zu ihnen:
Ihr müsst nicht zu Tode erschrecken,
im Gegenteil,
freut euch,
euer Leben soll sich verändern,
und das aller Menschen:

Ihr sollt merken,
was es heißt,
befreit zu leben,
denn
eben ist ein Kind zur Welt gekommen,
das die ganze Welt verändern wird,
so dass es endlich gerecht zugeht,
auch für euch.
Drüben im Hotel liegt es in in einem Wäschekorb in der Besenkammer,
dort könnt ihr es finden, seht es euch an!

Und plötzlich waren alle ausgestiegen, die noch im Bus gesessen hatten,
und wie sich herausstellte,
war es ein Chor
der sang:
Ist das nicht ein großartiger Gott,
dass er den Menschen dieser Welt
den Frieden bringt?

Sie warteten noch, bis der Bus wieder abgefahren war,
blinzelten
und machten sich auf den kurzen aber lange schon bekannten Weg rüber ins Hotel,
wo sie alles so vorfanden, wie der Fernbusfahrer gesagt hatte…