Donald Trump, Dorstfeld und der Friedensnobelpreis
Am 10. Dezember, dem Todestag von Alfred Nobel, wird traditionell in Oslo der Friedensnobelpreis verliehen – in diesem Jahr an das tunesische Dialog-Quartett für dessen Einsatz im Demokratisierungsprozess Tunesiens nach der Revolution von 2010/2011. Der 10. Dezember ist zugleich der Tag der Menschenrechte, da die UNO Vollversammlung am 10.12.1948 die allgemeine Erklärung der Menschenrechte beschloss. Menschenrechtsaktivisten wie zum Beispiel Amnesty International nutzen diesen Tag, um auf die jeweils aktuelle Situation von Menschenrechtsverletzungen weltweit aufmerksam zu machen. Die Amnesty Gruppe Dortmund tat dies schon am Montag, an der Evinger Haltestelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie.
Einige Stunden später verbreitete der republikanische Präsidentschaftsbewerber D. Trump seine neueste Idee: ein totales Einreiseverbot in die USA für alle Moslems, inklusive derer, die us-amerikanische Staatsbürger sind. Brillant, nennt dies der Herausgeber des konservativen us-amerikanische Blogs Redstate (mit original amerikanischem i hinter dem Doppel-L). Die Feinschlifftechnik, die Diamanten einen größtmöglichen optischen Effekt und damit eine Wertsteigerung verleihen soll, ist hier wohl eher einer deutlich gröberen Behandlung der Verfassung oder eben der Menschenrechte zum Opfer gefallen. So sind von D. Trump eben keine rhetorischen oder sonstigen Kostbarkeiten zu erwarten, sondern vor allem billige Effekte.
Eine solche, undurchsetzbare, Forderung kostet nichts, fordert Distanzierungen heraus und ermöglicht es, schon beim nächsten kleinen Vorfall laut zu tönen, man habe ja nicht hören wollen. Bedenklich daran ist nicht nur, dass mit derartigen Stammtischpoltereien Wahlkampfgelder generiert werden können, sondern vor allem, dass diese „brillante Strategie“ todsicher zum heftigen Kopfnicken bei den Chefideologen des IS geführt haben dürfte – wenn nicht der Vorschlag überhaupt daher kommt.
Man kann das also für absurdes Theater halten und sich damit trösten, dass der für den Einsatz für Demokratie vergebene Friedensnobelpreis in Oslo und nicht in einem Amerika D. Trumps vergeben wird, der ja den moslemischen Preisträgern die Einreise verweigern würde. Oder sich darüber freuen, dass die Vorbilder der Demokratie nun eher in Tunesien als in den USA zu finden sind.
Denn was kommt als nächstes: Concentration Camps? Provokationen lassen sich leicht äußern, aber nur schwer wieder zurückholen.
Irgendwann wird es unmöglich, all das wieder einzuholen, was man losgetreten hat, um dafür Beifall und Wahlkampfgelder zu sammeln. Dann möchte nicht nur der Stammtisch was sehen, für’s Geld, dann führt das Zündeln ganz im Sinne der vielen US- und IS- Sprengstoff- und Pulverdampf-Experten zur Initialzündung.
An dieser arbeitete Alfred Nobel zwischen 1860 und 1864 auch auf der Zeche Dorstfeld in Dortmund, womit wir zurückkehren in unsere Stadt und in einen Stadtteil, wo rechtsradikale Kreise auch heute noch immer auf der Suche nach der idealen Initialzündung sind, der „zündenden Idee“, mit der Entwicklungen angestoßen werden, die sich dann nicht mehr aufhalten lassen.
Das von Nobel entwickelte Dynamit war der Diamantenindustrie sehr willkommen, setzt der Feinschliff doch zunächst gröbere Strategien der Gewinnung von Rohmaterial voraus. Nobels Interesse galt dabei einem „sicheren Sprengstoff“. Ob nun Trump, IS oder Dortmunder Neonazis: brillant ist da nichts am fahrlässigen Hantieren mit Sprengstoff aller Art und sicher nur, dass derartiges Zündeln nicht gut geht.
Hatte sein Vater noch an den ersten industrialisierten Kriegen des 19. Jahrhunderts mitverdient, so sehnte sich Alfred Nobel nach Frieden. Dass sein Todestag dieses Friedenszeichen setzt und am Tag der Menschenrechte in diesem Jahr den Einsatz für Demokratie in Tunesien auszeichnet, ist daher Ermutigung, Kommentar und Warnung zugleich.