Der Bischof von Myra in Eving…

… und draußen marschieren Neonazis

Da sitzt er würdevoll im Evinger Saturn, der Bischof von Myra, genannt Nikolaus. Ist ja auch Nikolaus-Abend da, heute. Ein goldenes Kreuz auf der Mitra, dem Bischofshut, mit Krummstab und kleinen schokoladigen Ausgaben seiner selbst, zum Ausgeben, an die kleinen Begleiter des Adventsshoppings in und auf dem Saturn. Der Kirchenmann, ob seiner kleinasiatischen Herkunft zweifellos mit Migrationshintergrund, trifft nun knapp 1750 Jahre nach seiner Geburt ausgerechnet in einem Evinger Elektrogroßhandelsgeschäft seine Nachbarn:

Diejenigen mit gleichen oder ähnlichen Wurzeln und die mit ganz anderen Wurzeln, die dann dennoch behaupten, die nikolausischen seien die ihren. Die Globalisierung hat schon längst stattgefunden und erlaubt dennoch seltsame Konstellationen an diesem Samstag im Advent. Gemeinsame geschichtliche Wurzeln und Entfremdung gehen ineinander über. Doch „der Nikolaus“ hat sich schon immer als Multikulti-Schutzheiliger angeboten: für Seefahrer und Binnenschiffer, Kaufleute und Bäcker, Apotheker und Rechtsanwälte, Pfandleiher, Juristen, Apotheker, Fuhrleute und Reisende, Liebende, Alte und Kinder, sowie für Diebe, Gefängniswärter und Gefangene, Prostituierte und Metzger.

Ein Sieger des Volkes also, so die Übersetzung des Namens Nike-Laos. Doch ist an diesem Samstag im Advent einmal mehr unklar, wer hier wen auf welche Weise besiegt hat. Nicht nur, dass das Kreuz Christi kulturell überfremdet ist: vom Kapitalismus, der passenderweise derart verkleidet den Hirtenstab trägt. Denn während der wohl- und wundertätige MultiBischof auf diese Weise im Evinger Weihnachtsgeschäft tätig ist, marschieren draußen vor der Tür Neonazis durch den Stadtteil. Sie haben bundesweit eingeladen, um sagen zu können, was Eving angeblich sagt. Es sind zwar nicht mehr gekommen, als Evinger jeden Montag mit der Haltestelle ein Zeichen für Vielfalt, Toleranz und Demokratiet setzen, doch bleibt es unbegreifbar, wieso sich die Evinger Politik von angereisten Nazis unwidersprochen sagen lässt, was Eving sagt: Evinger zum Diktat?

Nun, was auch immer die Rechten sagen, was Eving sagt: die Evinger sagen zum Beispiel in Person einer 85jährigen Dame Nein zu denen, die nun wieder durch die Straßen marschieren. Andere Evinger können ihr da nur zustimmen, zumindest die, die nicht gerade damit beschäftigt sind, auf ihre Weise dem kommerziell aktualisierten Bischof von Myra zu huldigen – dessen historisches Vorbild es wohl nicht in seinem Sessel gehalten hätte, angesichts dieser absurden Konstellation im Evinger Advent…