ernstnehmen, abholen, verstehen, …
„Wir müssen die Menschen“ heißt es im Politsprech, und:
„die Menschen wollen, fürchten, haben ein Recht darauf…“
Die Menschen sind eine rhetorische Form, ein sprachliches Zauberwort
der Ermächtigung, für „die Menschen“ sprechen und handeln zu wollen,
ganz so, als handle es sich um eine andere Spezies, oder um Kinder.
Wer so spricht, hat sich schon verabschiedet von der Politik,
davon, auch die anderen zur Sprache kommen zu lassen und ihre Stimme zu hören.
Wer so spricht, unterscheidet und vereinnahmt,
erhöht sich und weist ab.
Denn die mahnen, „die Sorgen der Menschen“ müsse man ernst nehmen
und darum Sorge tragen, dass die Menschen, die aus Sorge um ihr Leben geflohen sind,
nicht mehr Aufnahmen finden, nehmen die Sorge der Menschen gerade nicht ernst –
sondern nur die Sorge derjenigen, die ihnen gerade jetzt als Menschen gelten.
Doch wer sind: die Menschen?
Wir sehen die Radikalisierung junger Menschen,
es ist die jetzige Generation, die verschleiert geht und AFD wählt.
Warum haben wir nicht so einen Erfolg mit unseren Angeboten wie die da,
lautete die Frage letztens bei einer Fortbildung
zum legalistischen Islamismus in dieser Woche –
obwohl das genau so für alle anderen „Bewegungen“ gilt.
„Weil wir keine Identitätspolitik betreiben“, war meine Antwort.
Ich zum Beispiel sorge mich um Identitätspolitiken,
wegen der damit verbundenen Radikalisierung auf allen Seiten,
Messergewalt, Nazis und Islamismus,
der ständigen Markierungen, Abgrenzungen,
nicht weniger aber wegen denen, die daraus politische Kapital schlagen wollen,
und darum ständig mahnen, „die Sorgen der Menschen“ müsse man ernst nehmen.
Doch erst, wenn es konkret wird, wenn Politik und Evangelium aufeinander treffen,
können wir
Menschen verstehen, Menschen kritisieren, Menschen retten, Menschen befragen, Menschen fordern, Menschen suchen, Menschen finden, Menschen annehmnen.