Einer hat uns angesteckt…

… haben wir früher gesungen. Heute klingt das zynisch.
Dabei ging es im Lied um die „Flamme der Liebe“ und nicht einen viralen Infekt, der, wie es scheint, selbst kleinere Flämmchen der Liebe zu ersticken droht. Wo Regale geplündert, auf Kinderintensivstationen Schutzkleidung geklaut oder in Kliniken Desinfektionsmittel für den eigenen Bedarf abgefüllt werden, offenbart sich auf beschämende Weise das Ungeheuer im Menschen.


Beschämend, weil es dumm und unvernünftig ist, dass auf diese Weise Menschen, die Schutz brauchen, seien es Patient*innen, medizinisch-pflegerisches Personal oder auch betreuende Angehörige, dieses Schutzes beraubt werden – was wiederum die Gesamtsituation weiter verschlechtert. Und wie schnell ist man selbst betroffen?


Beschämend aber auch, weil hier einmal deutlich wird, was im christlichen Sinne als Schuld oder Sünde zu verstehen ist: Nicht der Diebstahl an sich, sondern der Schaden, der anderen Menschen damit zugefügt wird und der womöglich nicht mehr zu beheben oder zu ersetzen ist.

Die aktuelle Situation ist darum auch ein Stresstest, auf unsere Menschlichkeit und unser Zusammenleben. In der Geschichte hat sich erwiesen, dass Solidarität, Vernunft und Rücksichtnahme zur Bewältigung von Krisen beitragen – während ihr Gegenteil: Egoismus, Gleichgültigkeit oder Rücksichtslosigkeit, die Situation verschlechtert haben. Auch auf Kosten der Rücksichtslosen selbst.
Wenn aber solidarische Gesellschaften Krisen besser bestehen als unsolidarische, dann kommt es auf jeden Einzelnen an, schreibt Georg Mascolo für Tagesschau.de (siehe Link oben). Verständnis dafür, dass Veranstaltungen abgesagt oder Abstand gehalten wird, ist da nur das allergeringste: #Nachbarschaftschallenge

Auch Politiker wie Trump oder Herr Meuthen von der AfD sind an diesem aktuellen Stresstest jetzt schon gescheitert. SARS CoV 2 taugt nicht als Zutat fürs eigene Politsüppchen. Wer damit Stimmungen hochkochen möchte, hat angesichts der Krise und der dafür gebotenen Verantwortung schon versagt.

Die Abwägungen eigenen Verhaltens oder auch für die Maßnahmen, die wir als Kirchengemeinde ergreifen sollten, sind nicht leicht, aber auch nicht leichtfertig gemacht. Sie erfordern es, aufeinander zuzugehen, offen miteinander umzugehen und verständnisvoll zu sein – und einander nach Kräften beizustehen. Übrigens auch im Gebet – denn es gibt keinen Grund, darauf zu verzichten. Lieben tun! ist darum nicht nur einfach ein Gebot oder eine Einstellung, sondern vor allem eine Entscheidung zum Handeln.