Auf der Via Dolorosa in Jerusalem hat längst schon der Alltag Einzug gehalten. Es ist der Weg, den Jesus von seiner Verurteilung bis zur Kreuzigung gegangen ist. Ein Weg der Schmerzen, des Leidens, der unerwarteten Begegnungen, des Zusammenbruchs, der Qual. Ein Weg, auf dem die Frage berechtigt ist: Wo bist Du, Gott?
Eine Frage, die gerade heute wieder zu stellen ist. Angesichts des Terrors in Brüssel, wo Reisende zu zufälligen Opfern einer Mordlust werden, die sich auf Gott beruft und mit dem Mord seine Größe preist. Doch was für eine Größe sollte das sein? Ein Gott, der Bomben braucht und zerfetzte Körper, um groß zu sein? Es gibt keine größere Lästerung als diese — oder keinen armseligeren Gott. Am vergangenen Freitag haben junge Leute der christlichen Kirchen in Eving den Kreuzweg gebetet. Sie sind dazu mit Kreuzen durch die Straßen von Eving gezogen: Von St. Barbara zur Segenskirche und weiter zur Auferstehungskirche. Bei den Stationen in der katholischen, der evangelischen und der freikirchlichen Kirche haben sie meditiert, gesungen und gebetet.
Mitten im Alltag, dem Warten und Eilen der Straßen von Eving, ist dies mehr als ein Bekenntnis:
Es ist eine Mahnung und eine Frage. „Wo bist du, Gott?“ lautete das Motto des diesjährigen Kreuzwegs. aus dieser Frage ergibt sich auch die Mahnung: Gewalt ist keine Lösung für die großen und die alltäglichen Ungerechtigkeiten dieser Welt.
Wir fragen, wo Gott im Leiden ist. In Jesus ist er genau dort.
Aber im Hass, in den Rufen der Mörder, in der Gewalt ist er nicht.
Ebenso wenig wie im gewalttätigen Zynismus von Politikern wie von Storch oder Lengsfeld, die noch während die Opfer geborgen werden, diese für die eigene Politik instrumentalisieren.
Auf dem Weg und in einem Kreuz auf dem Boden, dass aus Spurenelementen des Lebens geformt war – um mit unseren Smartphones gefüllt zu werden – wurde deutlich, dass es um eine Botschaft höchster Aktualität geht: und zwar um die Frage, wie das Leben nach dem Willen Gottes ermöglicht und nicht erzwungen wird, wie der Hass und die Verlorenheit überwunden werden können. Jesus hat alles riskiert
— und Gott hat ihm recht gegeben.
Gegen alle Gewalt — ob im eigenen Namen oder im Namen Gottes.
Der friedliche Zug durch Eving ist eine Mahnung und ein Protest gegen die Kreuzzüge und die Heiligen Kriege aller Zeiten. Ein Protest gegen alle Menschen- und Gottesverächter:
Gegen die, die beim Morden den Namen Gottes ausspucken, aber ebenso gegen Politiker des Hasses wie von Storch oder Lengsfeld.