Posaunenengel

Nun hat der Streit doch noch ein gutes Ende gefunden,
der die Gemüter erhitzt und zu empörten Stellungnahmen provoziert hat.
Da mussten wir uns schon positionieren,
in der Frage,
was denn da oben auf die Spitze getrieben werden sollte:
Engel oder Fußball – Entschuldigung: Weltkugel.

Statt auf der Spitze
unseres Spitzenbaumes zu thronen,
liegt uns die Welt nun zu Füßen
und ist damit auch für die letzten Zweifler
zum Fuß-Ball geworden.

Auf dem Baume hingegen
– wo manche sich was “Frisches“ wünschten –
thront und trompetet wie gehabt
der Engel seine Lieder
unhörbar in die Nacht.

Ich aber wüsste gerne,
was der da so trompetet.
Ob er uns den Marsch bläst,
oder,
wie der Wächter sehr hoch auf
der Tannenspitze
uns wecken will, weil
der Bräutigam kommt wie ein Dieb in der Nacht.
Oder bläst er einsam ein neues Lied in Gottes Ohr,
dort oben, dem Himmel so nah,
stellvertretend für alle die da unten,
die der Glühwein zum Leuchten – und zum Lallen – bringt?
Stand da nicht geschrieben, sie würden die Musik vermissen,
die Leute in der Weihnachtsstadt?

Ist er gar einer der Posaunenengel,
die hinausposaunen, was die Stunde geschlagen hat,
während unten noch gefeiert wird?

Tatsächlich könnte es sein, dass, wo die Welt zum Fußball wird,
des politischen Kalküls, der Kriegsherren und des Profits, mit Füßen getreten,
der Engel leuchtend und verzweifelt,
eine andere Botschaft hat
als nett oder altbacken oder langweilig oder
wenigstens nicht wie ein Fußball
auszusehen.

Doch was sollte das für eine Botschaft sein?