i can’t breath – ich kriege keine Luft

Pfingsten 2020.
Ein Brausen erfüllt die Luft, „wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt“, Zungen von Feuer verteilen sich auf die Anwesenden.


Dann werden sie von Gummigeschossen getroffen, Uniformierte mit Schilden drängen die Menge zurück, einer schlägt auf die Kamera eines australischen Fernsehteams ein.

Wir werden Zeugen des Pfingstereignisses, Pfingstmontag 2020:

Der Präsident des Landes,
zuvor noch zu einer „Inspektion“
verkrochen im Bunker,
schreitet über die geräumte Straße,
stellt sich vor die nach dem Evangelisten Johannes benannte Kirche,
die ramponiert wurde in den Unruhen zuvor,
und hebt wortlos
eine Bibel
in die Kamera
– nicht die australische.

In Florida ruft Mrs. Horbowy: Gott gib ihm Stärke! Er geht einen Jericho-Gang!
Dann bricht sie in Tränen aus und beginnt in Zungen zu reden. „Ich dachte.“ sagt ihr Sohn,
sieh dir meinen Präsidenten an! Er richtet das Reich des Herrn in dieser Welt auf!“
(Quelle: The Guardian)

Nachdem seine Polizisten die Straße geräumt haben: Macht frei, die Wege des Herrn?

Ein Polizist kniet. Auf dem Hals eines farbigen Mannes.
„Ich kann nicht atmen, bekomme keine Luft!“ sind George Floyds letzte Worte.
Sie werden zu einem Dokument des Rassismus in den USA und in der Welt.
Trauer, Wut, Zorn, Hilflosigkeit, Frust führen ebenso wie der Versuch,
Kapital aus dieser fürchterlichen Gewalttat zu schlagen, zu Gewalt. Saat und Ernte.

Einer schlägt die Scheiben der lokalen Bücherei ein. Warum er das tue, wird er gefragt,
er schade doch seiner eigenen Nachbarschaft. Mit dir rede ich nicht, ist die Antwort.
Dieselbe Antwort gibt der Präsident, der nicht weniger in Scherben schlägt,
um das Buch der Bibel hochzuhalten.

Er hätte darin von einem anderen Pfingsten lesen können,
einem anderen Opfer staatlicher Gewalt,
einem anderen Geist,
und einer anderen Sprache, die zueinander führt.