alles Liebe

Zugegeben
dass alles, was wir tun,
in Liebe geschehe,

wie ja nicht die Jahreslosung,
sondern der Kurze, der Paulus, sagt,
in seinem Brief an die Korinther,
Letzte Worte noch zum Schluss, nicht zu Beginn,

dass also alles, was ich tue,
in Liebe geschehen soll,
wage ich nicht zu glauben,
geschweige denn zu hoffen.

Denn: Was soll das heißen?
Und: Wie soll das gehen?
Überhaupt: Alles?

Erfordern die Dinge nicht,
sach- und fachgerechte
Maßnahmen,
abgewogene Antworten,
deutliche Abgrenzungen,
hartes Durchgreifen,
strategisches Denken,
entschiedenes Handeln?

Und soll nicht,
was übrig bleibt,
wenigstens Spaß machen?

Oder wird die Liebe gar,
zur billigen Ausrede,
für dies und das?

„Ich liebe, ich liebe doch alle, alle Menschen. Ich liebe doch
– ich setze mich doch dafür ein“, rief Erich Mielke,
45 Jahre lang Leiter der Staatssicherheit,
am 13. November 1989 in der Volkskammer.

Man muss nicht Christ sein, um diesen Satz zu unterschreiben,
und dennoch bleiben da wohl Fragen…

Außer Frage aber steht,
dass diese Welt und unsere Zeit,
wohl dringend Liebe braucht,
nicht als Parole,
nicht nur im Reden,
sondern im Tun.
Zugegeben.

… und Friede auf Erden

Was haben die Engelchöre da gesungen?

„Ehre sei Gott in der Höhe!“

Nun, das ist ja wohl keine Überraschung. Ist schließlich ihr Job.
Aber da war ja noch dieses andere, dieses

„und Frieden auf Erden!“

Um Himmels Willen, Menschenskind, großer Gott:
Warum in aller Welt haben sie das wohl gesungen?

Haltestelle für den Frieden

Kompass verloren?
Mit dem Symbol der diesjährigen Friedensdekade haben wir uns einmal mehr als Haltestelle den aktuellen Krisen und Kriegen gestellt, um Worte zu finden, Fragen zu stellen, Antworten zu versuchen und für den Frieden zu beten.

Kunterbunter Adventsgottesdienst

Gottesdienst gaaaanz anders:

Mit Handylampen leuchten, Kerzen kneten, Lampengläser kleben, Wintersterne basteln,
einem geheimnisvollen Lichtentdeckerraum und einem Raum der Ruhe,
wo wir schon mal einen verstohlenen Blick auf die Geburt Jesu werfen konnten.
Mit einem fantastischen Schattenspiel, Mitmachliedern,
kunterbuntem Handwerk aus Guatemala, vom Projekt Casa Milagro
und einem gemeinsamen Mittagessen –

In diesem Gottesdienst haben sind wir dem Leuchten auf die Spur gekommen,
dass uns anstecken und froh machen, aber auch trösten kann.

Adventlichkeit

In einer Einladung zu einer Barbarafeier ist zu lesen:
„Nach dem Kaffeetrinken und der ökumenischen Andacht wird es adventlich mit Grillwurst. Das Singen des Steigerliedes gehört dazu.“

(un)Endlich Advent

Endlich Advent,
endlich ist sie da, die Zeit,
in der wir auf Besseres hoffen und warten können.

Endlich ist die Wartezeit da.
Endlich Wartezeit? – was soll das heißen?
Denn warten wir nicht eh dauernd,
in Wartezimmern und auf zugigen Bahnsteigen,
an den Kassen oder auf den Paketboten,
auf einen Anruf oder eine Nachricht,
aufs Essen, auf das Wochenende,
dass die Regierung stürzt oder zu Potte kommt,
auf Einsicht und Nachsicht und Rücksicht und
auf den Lottogewinn?

Was soll da noch Advent?
Wir warten doch schon
die ganze Zeit

darauf,
dass der Friede ankommt,
die Freude, die Zuversicht,
die Barmherzigkeit, die Liebe,
die Klarheit, das strahlende Leuchten,
das Licht in der Finsternis,
Zukunft und Hoffnung,
dass wir unsere Ruhe haben
vor diesen und jenem.

Endlich Advent?

Posaunenengel

Nun hat der Streit doch noch ein gutes Ende gefunden,
der die Gemüter erhitzt und zu empörten Stellungnahmen provoziert hat.
Da mussten wir uns schon positionieren,
in der Frage,
was denn da oben auf die Spitze getrieben werden sollte:
Engel oder Fußball – Entschuldigung: Weltkugel.

Statt auf der Spitze
unseres Spitzenbaumes zu thronen,
liegt uns die Welt nun zu Füßen
und ist damit auch für die letzten Zweifler
zum Fuß-Ball geworden.

Auf dem Baume hingegen
– wo manche sich was “Frisches“ wünschten –
thront und trompetet wie gehabt
der Engel seine Lieder
unhörbar in die Nacht.

Ich aber wüsste gerne,
was der da so trompetet.
Ob er uns den Marsch bläst,
oder,
wie der Wächter sehr hoch auf
der Tannenspitze
uns wecken will, weil
der Bräutigam kommt wie ein Dieb in der Nacht.
Oder bläst er einsam ein neues Lied in Gottes Ohr,
dort oben, dem Himmel so nah,
stellvertretend für alle die da unten,
die der Glühwein zum Leuchten – und zum Lallen – bringt?
Stand da nicht geschrieben, sie würden die Musik vermissen,
die Leute in der Weihnachtsstadt?

Ist er gar einer der Posaunenengel,
die hinausposaunen, was die Stunde geschlagen hat,
während unten noch gefeiert wird?

Tatsächlich könnte es sein, dass, wo die Welt zum Fußball wird,
des politischen Kalküls, der Kriegsherren und des Profits, mit Füßen getreten,
der Engel leuchtend und verzweifelt,
eine andere Botschaft hat
als nett oder altbacken oder langweilig oder
wenigstens nicht wie ein Fußball
auszusehen.

Doch was sollte das für eine Botschaft sein?

Suche den Frieden

Suche den Frieden – doch wo ihn finden?

In den Gräbern aus Erde, Fels und Trümmern,
oder den Herzensgräbern,
voller Schmerzen und Wut?
In den leeren Zimmern
oder unter den Trümmern,
in den Bildern glücklicher Zeiten oder des Elends?

Suche den Frieden – wo soll ich ihn suchen?

In den Aufmärschen und Parolen,
den Stellungen und Abschussrampen?
In den Statements und Drohungen,
den Gebeten von Juden, Moslems und Christen?

Suche den Frieden – warum soll ich ihn jagen?

Nun, er ist auf der Flucht,
vertrieben, ausgebombt, vergewaltigt, entführt, ermordet.
Auf der Flucht vor den Worten und Taten derer,
die sich Verteidiger nennen.
Oder hockt er noch irgendwo ängstlich verborgen,
in einem Versteck – und traut sich nicht heraus?
Denn fürchtet man nicht die, die einen verfolgen?

Suche den Frieden – wie kann ich ihn finden?

Suche den Frieden!
Wo soll ich ihn suchen?
Wo kann ich ihn finden?
Warum soll ich ihn jagen?
Wie kann ich ihn finden?

Die Frage ist doch:
Wie kann ich ihn tun?

Hassgewalt

Hass und Gewalt, Hassgewalt
hat in einem unfassbaren Ausmaß einmal mehr zu unsäglichen Verbrechen
gegen die Menschlichkeit und gegen Jüdinnen und Juden geführt.
Immer wieder werden Jüdinnen und Juden stigmatisiert, beschuldigt, verachtet, gehasst und dieses Unrecht wiederum instrumentalisiert, genährt und geschürt.
So tauchen auch in Dortmund antisemitische Banner gerade dort auf, wo eine unbedeutende und darum um beständige Profilierung ringende Naziszene haust.
Und hat nicht gerade erst die antisemitische Gewaltphantasie eines Herrn Aiwanger zu einem Rekordergebnis bei den bayrischen Landtagswahlen geführt?
Die Tätergeschichte, zu der unsere Geschichte unleugbar gehört, ist daher eine Geschichte der Zerstörung von Kultur, Wissen, Menschlichkeit und letztlich der Selbstzerstörung.

So kann und darf es kein Verständnis für den Terror der Hamas und ihre Unterstützer geben, ebenso wenig für die, die aus dem Morden politisches Kapital schlagen wollen.
Der Kampf gegen das Existenzrecht Israels ist Programm und wird durch Hassgewalt genährt und geprägt. Eine relativierende Rechtfertigung der Mordtaten und ihrer Selbstgefälligkeit und Selbstgerechtigkeit ist nicht möglich. Wir müssen und wir dürfen sie nicht dulden, nicht akzeptieren, nicht relativieren, nicht weitertransportieren.

Eines muss allerdings auch klar sein, die Antwort auf Hassgewalt
kann nicht wiederum Hassgewalt sein – auch jetzt werden wir Rede und Antwort stehen müssen, was dem Frieden dient, was die Gewalt und was den Hass überwindet.
Auch das kann und wird Solidarität mit Israel sein.

Denn was Hamas und Hizbollah am wenigsten gebrauchen können
sind Leute, die Frieden wollen!