Notausgang freihalten

Am vergangenen Montag mussten wir mit unserer Haltestelle für den Frieden etwas ausweichen, weil auf der Evinger Straße Gleisbauarbeiten einen entsprechenden Lärm verursachten. Keine Chance, dagegen anzusingen.

So fanden wir uns im kleinen Kreis einige Meter entfernt vor einer Tür, auf der es bezeichnend hieß:

Notausgang freihalten.

 

 

Zuflucht zu finden, zumal im Lärm nicht einfach friedlicher Gleisarbeiten, sondern angesichts von Sirenen und explodierenden Raketen, das war an diesem Montag in der Ukraine nicht allen Menschen möglich. Städte überall in der Ukraine waren das Ziel russischer Angriffe, geplant und getragen von Hass und vom Wunsch nach Vergeltung. Der Krieg eskaliert, die Angriffe auf zivile Infrastruktur und Wohngebäude nehmen zu.

„Notausgang freihalten“ – das scheint zunehmend unmöglich zu sein, verbaut von der Eskalation der Waffen,
der eigenen Ideologie und Selbstdarstellung,
der Machtbesoffenheit, der Dynamik des Hasses oder der Wut.
Wie also könnte ein solcher freier Ausgang aus der Not aussehen?

Zunehmend ist jeder Ausgang aus der Not, der auf vertrauensvolle, verlässliche und friedliche Zusammenarbeit angewiesen ist, verstellt und verbaut.
In Deutschland demonstrieren Tausende für die Aufhebung der Sanktionen,
sie möchten es gerne warm und bequem haben, während die Menschen in der Ukraine beschossen  werden. Andere nutzen die Lage für ihre nationalistischen Interessen, sie kochen hoch, was durch die russischen Informationskrieger befeuert wird.
Notausgang?
Tatsächlich haben stets nur der Wille zur Versöhnung, Demokratie, die gleichberechtigte Zusammenarbeit und die gemeinsame Suche nach Gerechtigkeit für einen dauerhaften Frieden gesorgt, während Intoleranz, Unterdrückung und Machtgier je einen mörderischen Konflikt nach dem anderen hervorgebracht haben.

Wir setzen auf ein anderes, erneuertes Denken, nicht zurück in den Nationalismus und Imperialismus, sondern orientiert am Wert des Lebens selbst. Darum unsere Bitte:

Macht euch nicht gemein mit dem Denken,
von dem diese Welt und diese Zeit so sehr geprägt ist,
dass kaum noch etwas anderes zu erkennen ist.

Macht es anders, richtet euren Verstand neu aus,
an der Frage, was Gott sich für diese Welt vorgenommen hat:
Das vollkommen Unperfekte,
das, was in befreiende Freude versetzt
das, was sich nicht einfach für gut oder gar besser erklärt,
sondern das, was tut, worauf es ankommt und was dem Leben dient.
(nach Röm 12,1 und 2)