Die kleinen Feiglinge

Es ist doch erstaunlich, wie sehr sich durch die Zeiten hindurch Despoten als kleine Feiglinge erweisen, die andere für sich prügeln, einschüchtern, wegsperren und auch morden lassen. Gefährliche kleine Feiglinge also, wie aktuell Aljaksandr Ryhorawitsch Lukaschenka, der darum hier mit vollem Namen genannt sei. Denn selten wurde die Angst der Diktatoren so deutlich, wie bei der belarussischen Wahl am vergangenen Sonntag – und damit auch, warum freie Wahlen unabdingbar sind für eine Legitimation von Macht. All die Maßnahmen, eine solche zu verhindern, zu unterdrücken, freie Beobachtung nicht zuzulassen und ein wahrhaft lächerliches Ergebnis vorzutäuschen offenbaren nichts als die Angst und Verachtung eines Mannes, der sich nicht stellen will – oder kann. Selbst nach einem Vierteljahrhundert an der Macht nicht.

Demgegenüber steht der Mut derjenigen, die gegen Gewalt und Unterdrückung aufstehen. Damit sind ausdrücklich nicht diejenigen gemeint, die auch in Dortmund gegen eine so genannte Corona-Diktatur auf die Straße gehen, um ihre eigene Filterblase zu pflegen. Auch sie verweigern sich einer komplexeren Realität als sie in YouTube-Posts und Propagandavideos darstellbar ist. Auch dies ist eine Verachtung gegenüber Menschen, die in ihrer Freiheit und ihrer Gesundheit gefährdet sind.
Doch weil berechtigte Kritik und abgewogene Argumente unerlässlich sind – und in unserem Land eben nicht unterdrückt werden – stehen auch sie zur Wahl. Nicht nur in der Frage, wer wen warum wie unterstützt, sondern auch im Blick auf demokratische Wahlen, wie sie demnächst in der Kommunalwahl wieder bevorstehen.
Da gibt es Menschen, die sich der Wahl stellen, mit Ihren Überzeugungen und Argumenten ebenso wie mit ihrer Persönlichkeit und ihren Fehlern. Das ist immer noch mutiger als die kleinen Feiglinge, die anonyme Drohungen verbreiten und Anschläge gegen gewählte Vertreter*innen unserer komplexer gewordenen Gesellschaft ausführen. Einschüchterung ist das Mittel der kleinen Feiglinge, die sich nicht stellen wollen und darum auf Waffen, Gewalt, Lügen, Verachtung und Verschwörungstheorien setzen. Wer hier und jetzt damit arbeitet, wird es auch tun, wenn er je an der Macht sein sollte. Der wird, wie der kleine Feigling Lukaschenka, diese dann nicht wieder abgeben können oder wollen – oder den Mut haben, sich wenigstens einer fairen und freien Wahl stellen. Gehen wir also wählen!