Sehr zum Segen

Denn, so sagt Gott: Ich will Dich segnen
und Du sollst ein Segen sein.

Na, was wir nicht gerade alles sollen:
Zuhause bleiben, Abstand halten, Masken tragen, Hände waschen, in den Ellenbogen husten oder niesen, geduldig sein und gelassen alles mögliche lassen was wir sonst – nun – eben nicht gelassen lassen würden.
Und jetzt sollen wir auch noch ein Segen sein. Ja, hallo? Geht’s noch?

Gehen, das wäre das Stichwort.
Geh doch, sagt Gott zu Abram, in ein anderes Land. Mach dich vom Acker. Mit Sack und Pack und Drum und Dran. Geh doch rüber. Ja geht’s noch? 
Sagt er gerade nicht, sondern geht tatsächlich, der Abram. 
Immerhin darf der reisen, da könnte man fast neidisch werden.

Wie aber wollen wir auf diesen neuen Wegen gehen, die uns so gar nicht in den Kram passen? Mit all dem, was wir sollen, und vielleicht gerade nicht sollen wollen.

Wie gerne würden wir, wie gewohnt, Gottesdienst feiern. Doch:
Wir müssen eine Schutzordnung verfassen, damit wir zeigen können,
dass unser Gottesdienst niemandem schadet. Schade eigentlich.

Aber Gott legt uns ja nicht auf unser Gestern fest. Auf die guten alten Zeiten.
Ebenso wenig wie Abram. Den schickt er in die Wüste.
Nun gut, durch die Wüste. In ein neues Land.
Aber erst einmal in die Wüste und auf den Weg.
Der ist beschwerlich und es ist unklar, was danach kommt.

Da geht es uns nicht anders.
Nun sollen wir wieder können dürfen, doch das immer noch sehr dürftig, unser Können:
Shoppen und Haare schneiden – – – lassen, zum Baumarkt und Gottesdienst feiern.
Nun, vielleicht war Abram ja auch erst noch mal schnell zum Friseur,
wer weiß wie lange es dauert bis zum Ziel,
und eben noch im Baumarkt,
für ein bisschen Material, was man halt so braucht,
und im Mediamarkt,
für ein neues Navigationssystem, damit er auch ankommt.

Aber dann ist er los, samt Familie und Drum und Dran.
Den Gottesdienst, den hat er wohl auch mitgenommen.
Denn was anderes ist es als Gottesdienst,
wenn Gott verspricht: Ich will Dich segnen – – – und Du sollst ein Segen sein.

Wir brechen zwar auch auf, ein bisschen jedenfalls, in die Lockerung des Lockdown,
aber eigentlich sind wir noch nicht weit gekommen:
Wir sind ja immer noch hier, in unseren Häusern
– und trotzdem auf einer Wüstenwanderung.

Aber wollen wir darum Murren und unsere Sehnsucht nur auf Vergangenes richten?
Dass wir ein Segen sein sollen: Wann, wenn nicht jetzt sollen wir das denn sein?

Die Welt ist aktuell ein wenig stillgestellt,
aber gerade jetzt drehen die einen am Rad und wollen die anderen das große Rad drehen.
Da sind Segensleute gefragt.
Wachsamkeit ist gefragt und Solidarität, Kritik und Kreativität, Verantwortung und Freiheit
– auch die Freiheit, ungewöhnliche Wege zu wagen und zu gehen.

Noch sind wir auf dem Weg durch die Wüste, 40 Tage und Nächte oder länger, 
aber wir sind nicht allein.
Wir sind im Aufbruch ins Ungewisse, aber wir nicht ohne Ziel.
Hinter uns, über uns, unter uns, um uns und vor uns liegt ein Versprechen,
das zugleich ein Auftrag ist:
Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein.