Ob nun an Bord der Titanic im Moment des Untergangs „Näher mein Gott zu dir“ gespielt wurde oder nicht: Die zuvor als unsinkbar geltende Titanic gehört sicher zu den berühmtesten Opfern einer Schiffskollision mit einem Eisberg. Der Grund dafür war eine unglückliche Verkettung von Umständen und Ereignissen und sicher nicht die Tatsache, dass die Titanic nie eine Schiffstaufe erlebt hat. Denn eine Taufe ist selbstverständlich mehr als die Zueignung eines Namens und eines möglichst gütigen Schicksals. Was aber macht dann ein Eisberg im Taufwasser der Auferstehungskirche?
Wer schon immer mal wissen wollte, ob ein Eisberg schwimmt und dabei tatsächlich der größte Teil unter der Wasseroberfläche liegt, konnte sich beim Taufgottesdienst am 17. September in der Auferstehungskirche davon überzeugen. Denn da trieb tatsächlich ein Eisklotz durch’s Wasser. Gefahr für Kevin Geiseler (22) oder Gemeindepastor Uwe Wippich bestand nicht: Das warme Taufwasser hatte den „Eisberg“ schnell aufgelöst.
Uns allen ist klar: Das Leben kann selbst in kühlen sternenklaren Nächten unliebsame Überraschungen bereithalten und es gibt genug Fälle, in denen die Ingenieurskunst, mein Leben nach allen Seiten abzusichern und darum gar nicht erst auf ausreichend Rettungsboote zu setzen, an ihre Grenzen stößt — und mich damit gleich über die Grenzen meiner kleinen Welt hinaus.
Beeindruckt von dem, was unter der Oberfläche verborgen ist und was in der kalten Nacht nur durch einen Dunstschimmer andeutet, wovon wir scheint’s keinen blassen Dunst und keinen Schimmer haben: Welch großen Schaden diese massiven Abbrüche eines immer noch eisigen Klimas, das sich nicht wandeln will, anrichten können. Als wären wir nur unter uns, ob sich das Schiff nun Gemeinde oder Titanic oder Traum von Welt nennt.
World Dream, so heißt das Schiff, dass gerade während unseres Taufgottesdienstes durch die um einen Meter aufgestaute Ems bugsiert wird, damit das Schiff überhaupt erst einmal zum Meer findet. World Dream – der Name Titanic ist seit 100 Jahren out – der Traum von einer Welt für sich, mit allen Annehmlichkeiten, soweit es sich nicht um Unannehmlichkeiten wie verschüttete Drinks, mangelhaft gereinigte Toiletten oder den unvorhergesehenen Ausfall eines Landausflugs handelt. Denn sicher ist dieses Schiff, obwohl um vieles größer als die Titanic, kaum in Gefahr, von einem Eisberg in den Untergang geschickt zu werden.
Aber ob wir nun unseren eigenen kleinen oder großen Weltentraum leben oder, angetrieben von einer hochkochenden Wut, den vernieteten und vernagelten Panzer unserer vorgeblichen Identität auf die Reise durchs Leben schicken: Das Leben bietet die ein oder andere dunstverschleierte Kollisionsgefahr. In Jesus Christus hat Gott sich dieser Wirklichkeit unserer Welt und unseres Lebens gestellt:
Er setzt unseren Annehmlichkeiten ebenso wie unseren Unannehmlichkeiten seine Annahme entgegen. Er setzt uns zugleich mit der Taufe dem Untertauchen aus — das wir in der Auferstehungskirche ja mit Haut und Haaren erfahren — um uns klar zu machen:
Das Taufwasser ist nicht das kuschelige Wellnessbad für die Seele, sondern die Konfrontation mit dem, was Tod und was Leben heißt. Doch eben darum und darin spricht Gott Dir seine Annahme und seine Gerechtigkeit zu. Die Taufe zeigt: Das ist Wirklichkeit! Du kannst es am eigenen Leib erfahren! Du kannst Dich der Treue Gottes bedingungslos anvertrauen!