Nach dem „Tag der deutschen Zukunft“ ist auch noch ein Tag…

Montag, zum Beispiel:
Haltestelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie,

das ökumenisch-politisches Abendgebet in Eving, 18 Uhr

Dortmund zeigte sich kreativ und bunt gegenüber dem selbsterklärten „größten Naziaufmarsch des Jahres“, dessen 900 deutschlandweit zusammengekarrte Teilnehmer von den vielen tausenden Besuchern der zahlreichen zeitgleich laufenden Kulturprogramme nicht einmal bemerkt worden wären, hätte nicht eine rigorose Blockadepolitik der Polizei den Dortmunder Westen vom Rest Dortmunds abgeschnitten. Dafür sei wiederum eine gewaltbereite Antifa verantwortlich, der wiederum der zivile Protest „zu wirkungslos“ ist. Angesichts leider allzu vertrauter Frontstellungen und damit verbundener Mechanismen bleibt der Deutungsspielraum damit auf allen Seiten offen dafür, das Geschehen jeweils als „Erfolg“ oder zumindest als Bestätigung dessen zu verbuchen, was man immer schon gewusst hat.

braune Tonne - 1Monokultur ruiniert jedoch den Boden, wie eine Rednerin zu Beginn der Demonstration des Bündnisses Dortmund bleibt bunt hervorhob.

Beachtenswert bleibt dennoch, dass der demokratisch garantierte Spielraum für erklärte Feinde der Demokratie erstaunlich groß ist und weit in die Freiheitsrechte der Bürgerinnen und Bürger eingreift, während die Nazis ihren „Widerstand“ gegen eine vielfältige und demokratische Gesellschaft unbehelligt durch Namen und Begriffe eines vor 70 Jahren untergegangenen Mörderregimes sowie als Ausdruck ihrer Träume und Sehnsüchte vor sich her tragen können.

Version 4Beachtenswert auch, dass eine kreative Aktion wie die Spiegelblockade des Schauspielhauses so unterschiedlich wirksam werden kann, vom „Missbrauch“ als Blockade-Mittel nicht nur gegen Nazis bis hin zum vom WDR dokumentierten Polizeieinsatz gegen die Würfel.

Dabei zeigt sich, auf welche Weise gewohnte Frontstellungen, Schutz und Gängelei ineinander übergehen. So tröstet sich die Antift-Initiative noTddZ über die Wirkungslosigkeit der eigenen Maßnahmen damit hinweg, dass dem Bündnis Dortmund bleibt bunt eine noch wirkungslosere Wirkungslosigkeit unterstellt wird.
Doch mal abgesehen davon, dass die Teilnehmer der bunten Demonstration über den Protest gegen den Naziaufmarsch auch noch für etwas demonstrieren:
Wenn eine Polizei es ist, die letztlich und ausschließlich den Rahmen für Protest vorgibt, verdeutlicht dies den Politikverzicht in der Auseinandersetzung mit einer aktuell wieder an Blut und Boden gewinnenden Blut und Boden Rhetorik sowie dem Widerstand dagegen und zugleich leider auch, dass die 3000 Menschen, die als Ausdruck einer bunten Zivilgesellschaft auf die Straße gegangen sind, immer noch viel zu wenige sind. Nun kann man vielleicht das bunte und feiernde Dortmund der vielen klangvollen Feste anführen, mit dem der rechte Aufmarsch zusätzlich zur Marginalie wurde – doch sollte dies nicht von dem ablenken, was da an Unkraut sprießt und wächst oder in einer nationalen Monokultur das Heil sucht.

Wir setzen darum mit der Haltestelle weiterhin auf die Kontinuität einer anderen Botschaft:
Dass um Gottes Willen Herrschaft, Macht und Herrlichkeiten weder irdischen Machthabern noch irdischen Vollstreckern gehören, sondern Gerechtigkeit und Verantwortung dort wachsen, wo Gottes gute Nachricht Versöhnung ermöglicht und Friede wirksam werden lässt. Darum die Haltestelle mitten in Eving, die denen Anteil und Aufmerksamkeit gibt, die sonst keinen Anteil bekommen, und die zugleich ein Zeichen setzt für die bunte Welt Gottes und ein Miteinander, dass auch unter schwierigen Bedingungen möglich werden kann. Denn auch am Tag nach der Haltestelle geht es um die konkrete Begegnung und Arbeit mit Menschen in unserer Nachbarschaft.