„Meine Güte“, sagen wir, wenn der Stürmer das Tor nicht trifft,
der Pass zum Gegner geht,
der Ball an die Latte knallt,
das nächste Tor kassiert wird,
kurz: wenn etwas ganz und gar daneben gelaufen ist,
peinlich war oder überraschend schlecht.
Aber was soll das heißen: Meine Güte?
Güte gibt’s ja auch als Siegel. Das heißt dann: Gütesiegel.
Ein Gütesiegel soll auf besonders positive Eigenschaften aufmerksam machen,
also das Gegenteil von dem, zu dem wir „Meine Güte“ sagen.
Ist „Meine Güte“ also ein erschreckter Appell an die eigene Güte,
sich schon mal bereitzuhalten oder gar tätig zu werden.
Nur, um was zu tun?
Nachsicht zu üben? Barmherzig zu sein? Zu vergeben?
Aber müsste ich dann beim Missgeschick gegenüber meinem Nächsten
dann nicht „Deine Güte“ sagen?
Wie gut ist sie denn eigentlich, deine Güte? Oder meine Güte?
Meine Güte, werdet ihr sagen:
Mach’s doch nicht so kompliziert. Ist doch nur ein Spruch.
Nun ja, Albert Schweizer sieht das noch ein bisschen anders. Er sagt:
„Stetige Gütigkeit vermag viel.
Wie die Sonne das Eis zum Schmelzen bringt,
bringt sie Missverständnisse, Misstrauen und Feindseligkeit zum Schwinden.
Was ein Mensch an Gütigkeit in die Welt hinausgibt,
arbeitet an den Herzen und an dem Denken der Menschen.“
Meine Güte, Deine Güte: Güte ist für uns alle da.
Und Gottes Güte reicht schließlich,
soweit der Himmel ist und die Wolken ziehen,
ja, „machtvoll breitet er seine Güte aus über uns.“ (Psalm 117)
Wie ein Gütesiegel.