Vorgestern, gestern heute, …

Vorgestern
um Mitternacht, vor 70 Jahren,
trat das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland in Kraft
Kein Datum für bloße Erinnerung,
sondern Grundlage für die politische Existenz eines Landes,
dessen Unrechtsregime zuvor ganz Europa in Tod und Vernichtung gestürzt hat,
die eigene Bevölkerung jüdischen Glaubens sowie Juden in ganz Europa
entrechtet, enteignet, verschleppt und ermordet hat,
das Lebensrecht missachtet und verachtet hat.

Das Grundgesetz hat sich dem entgegen gestellt,
es garantiert Freiheiten, für die auch Baptisten von Anbeginn eingetreten sind.

Gestern
haben die Anhänger des Unrechts und der Menschenverachtung
erneut in Dortmund demonstriert:
Sie feiern das Grundgesetz nicht, haben sie gesagt.
Das verstehe ich,
denn das Grundgesetz steht ihren eigenen Überzeugungen
– von Werten möchte ich nicht reden –
entgegen,
nach denen sie Gewalt verherrlichen, gegen Juden hetzen,
alle Bemühungen um ein gelingendes Miteinander verachten und zerstören.
Sie machen eine notorische Leugnerin des Massenmordes,
die damit ihre Verachtung gegen die Opfer und deren Angehörige zum Ausdruck bringt,
zur Spitzenkandidatin ihres politischen Schaufensters.

Wir können uns ihnen nur entgegen stellen.

Heute
haben wir die Wahl,
eine Europa-Wahl,
um eine Stimme auf 41 Parteien zu verteilen.
Ein Projekt des Friedens und der Verständigung,
das heute gefordert ist wie seit den Anfängen nicht mehr.
Das Beklagen von ferner Bevormundung,
wie die Nationalisten es nennen,
hat Methode und nur ein Ziel:
Nicht, etwas zu verbessern, sondern zurückzukehren in die Machtversessenheit,
die – wir wir in Österreich sehen – für persönliche Macht
auch ihr Land verrät und verkauft.

Mehr also noch als die eine Stimme
ist unsere Stimme gefordert, die nicht verstummen soll.

Vorgestern, gestern, heute.
Und morgen?