…und wickelte mich in Windeln

Wisst ihr eigentlich noch, wie es geschehen…

konnte, das Maria ihre Wickeltasche zuhause in Nazareth vergessen hat?
Lag sicher an diesem Urahn aller bürokratischen Ungeheuer
dessen Ururururundsoweiterenkel, wer konnte es ahnen,
die Grundsteuererklärungsabgabe des Jahres 2022 im fernen
und barbarischen Germanien sein würde.
Immerhin reicht es heute meist, den Geburtsort nur anzugeben statt gleich hinreisen zu müssen. Aber heute wie damals sollen wir Bürger:innen den Behörden die Arbeit abnehmen und den Bodenrichtwert kennen.

Nun begab es sich also, dass Maria und Josef beseelt vom Gedanken brav-bürgerlicher Pflichterfüllung eiligst von Nazareth aufgebrochen sind und prompt die Wickeltasche zu Hause unter der Hobelbank vergessen wurde, samt Erstausstattung, Schnuller und Aufziehglockenspiel. Doch Moment einmal, wieso vergessen?
Heißt es denn nicht: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt?

Die heilige Windel findet sich ja bekanntermaßen im Aachener Dom,
wo sie alle 7 Jahre hervorgeholt wird, auf dass alle sie sähen,
die davon in einer Engelbotschaft gehört haben und darob rechtzeitig herbeigeeilt sind.
Alle 7 Jahre! Aber weil die letzte Heiligtumsfahrt wegen Corona verschoben wurde,
könnt ihr schon im kommenden Juni und nicht erst 2028 in Aachen die Windeln Jesu besuchen, die Maria quasi kurzerhand aus den alten Socken von Josef hergestellt hat,
weil, der Laden war schon zu und sie hatten eh kaum Geld, für die teuren Windeln.

Aber eigentlich geht es nicht so sehr um die Windel, als vielmehr um die Perspektive.
Denn was könnte Jesus selbst wohl über seine Geburt in Bethlehem sagen, wenn nicht dies: „…und sie wickelte mich in Windeln“.

So könnte Jesus uns sagen, ohne dass wir die Geschichte biegen müssen,
ohne große Theologie und ohne tieferes Wissen oder weitere Einsicht,
sondern als das ursprünglichste und wunderbarste und elementarste Geheimnis:
Ich bin wie ihr auf dieser Seite der Welt angekommen,
ganz und gar auf eurer Seite:
Menschenskind und Gotteskind.

Wir aber schauen auf ihn dann nicht wie auf einen Fremden,
einen fernen Menschen, einen kleinen König,
versunken in der Zeit und vergegenwärtigt in der Vielzahl unserer Krippen,
sondern sehen in ihm den, der uns sieht.

Er sagt uns im Kommen in diese Welt,
gewickelt in Windeln und verwickelt in unser Geschick,
wortlos: Wir sind geliebt.